Tati kam als kleines, kränkliches Kalb zusammen mit Jana, einem gleichaltrigen noch kleineren und kränklicherem Kalb, auf den Lebenshof von Lasst die Tiere leben e.V. Sie hatten Glück und konnten dem Schicksal als Milchkuh knapp entrinnen.

Tati wurde, wie es in der Milchindustrie so üblich ist, direkt nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt. Da sie kleiner als andere Kälber war, wurde sie direkt aussortiert. Sie wurde als wirtschaftlich unrentable für die Milchproduktion gelabelt. Diesen weiblichen Kälbern droht damit das gleiche Schicksal wie ihren Brüdern. Ein kurzes Leben in der Mast, wenn es sich überhaupt für die Produzenten rentiert.

Aktuell bekommen Bauern für ihre Milchkuhkälber nicht mal 10 Euro vom Mäster. Es wird in den Medien berichtet, dass ein Kalb mittlerweile nahezu wertlos ist. Laut dem Bundeslandwirtschaftsminesterium (BMEL) hat ein Viehzüchter im Oktober 2019 für ein Kalb im Durchschnitt nur noch 8,49 Euro bekommen. Hier kommt wieder klar die Denke des Systems durch, Tiere werden zu Ware deklariert und diese Ware ist durch die Überproduktion nichts mehr wert. Es rentiert sich nicht mal diese Leben zu erhalten, sie zu pflegen und sich um sie zu kümmern.

Im Tiergeschutzsetz steht „…aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf, dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen“ (§ 1 TierSchG, Grundsatz). Tierhalter haben dafür zu sorgen, dass das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend ernährt, gepflegt und untergebracht wird und sich artgemäß bewegen kann (§§ 2, 2a).

Das sieht in der Realität jedoch ganz anders aus, denn männliche Milchkuhkälber sind schlichtweg unrentabel für den Produzenten, sie setzen nicht genügend Fleisch an und durch die direkte Trennung von der Mutter und der Fütterung mit Ersatzprodukten statt der Muttermilch, sind sie zusätzlich extrem anfällig für Krankheiten. Kurzum rentiert es sich nicht das Tier zu versorgen. Oft werden sie leider einfach in ihrer kleinen Box oder dem Kälberiglu liegen gelassen, bis sich das Problem von selbst löst.

Jedoch nicht nur den männlichen Kälbern erfährt in diesem System ein so grausiges Schicksal, auch weibliche zu schwache, mickrige und kränkliche Kälbchen sind unrentable. Sie werden dann ebenso aussortiert und zu einer Kälbersammelstelle gebracht. Dort blüht ihnen ein ebenso grausames Schicksal wie ihren Brüdern.

Der Fahrer, welcher damals die Kälbchen zu der Kälbersammelstelle transportierte, wusste aus eigener Erfahrung, dass dieses kleine kränkliche Kalb direkt erschlagen werden würde. Er hatte Mitleid mit ihr und nahm sie mit zu sich Nachhause. Dort kontaktierte er Peggy Schreiber vom Tierhilfehof Samtschnute e.V. und mit ihrer Hilfe kam Tati zusammen mit Jana, dem noch schwächlicheren und kränklicherem Kälbchen, zu Lasst die Tiere leben e.V.

Dort angekommen ging es, nach nur 24 Stunden, für die zwei Kleinen direkt mit Blaulicht in die Tierklinik, denn ihr Zustand war so miserable, dass man das Schlimmste befürchtete. Sie hatten schrecklichen Durchfall und Fieber. Zitat aus der Tierklinik, welche die beiden versorgten: „Wären sie nur eine halbe Stunde später gekommen, hätten wir nichts mehr für die beiden tun können“. Doch zum Glück konnten sie ein zweites Mal gerettet werden.

Diese Rettung wurde vor allem durch die Hauptpatin von Tati ermöglicht. Ohne ihre Bepatung hätten Tati und auch Jana nicht aufgenommen werden können und wären somit auch nicht gerettet worden. Hier zeigt sich wieder einmal wie wichtig solche Patenschaften für Lebenshoftiere sind, damit ihnen ein freies und selbstbestimmtes Leben ermöglicht werden kann.

Tati und Jana haben sich mittlerweile gut in die kleine Herde integriert und ihre anfängliche Tortur gut weggesteckt. Tati hat sich sogar zur Leitkuh der vierköpfigen Herde entwickelt und führt diese sicher an. Zum Glück können ihr die anderen nicht über die Zäune folgen, welche sie manches mal gerne einfach als kleine Hürde an sieht und über sie hinweg springt. Aber wer kann es ihr verübeln, das Gras auf der anderen Seite ist nun mal immer grüner.

Tati freut sich besonders über Kuscheleinheiten, Apfelstücke und Pferdeleckerlies, mit denen man sie auch zurück auf die Weide locken kann. Ihre Zukunftspläne bestehen vor allem darin eine kinderlose, freie und glückliche Ferse zusammen mit Jana, Lucy und Lana zu bleiben.

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