Gisela

Eine Kuhgeschichte, die mir immer wieder so sehr ans Herz geht und auch viele Menschen bewegt hat, ist die Geschichte von Gisela. Deswegen möchte ich sie Dir heute noch einmal vorstellen.

Gisela kam zusammen mit ihrer Leidensgenossin Penelope im Dezember 2010 auf Hof Butenland an. Sie hatte 14 Kälber geboren, die sie nie großziehen durfte. Sie hatte über 100.000 Liter Milch gegeben, wurde misshandelt, ihr Auge wurde blind geprügelt, ihr Schwanz, ihr Körper und ihre Seele wurden ihr gebrochen.

Die Butenländer versuchten, ihr durch Liebe, Schutz und durch die Freundschaft vieler Menschen und lieber Paten, die sie unterstützten, Würde zurückzugeben. Dinas Sohn Mattis veränderte Giselas Welt noch einmal grundlegend. Endlich durfte sie sich um ein Kalb kümmern und für es sorgen. Zwei Sommer konnte sie dieses Glück genießen. Gisela bleibt ein Mahnmal für das Leid der Kühe durch die Milchindustrie.

Die Geschichte der Tierärztin Dr. med. vet. Holly Cheever zeigt eindrucksvoll zu welchen Taten liebende Mütter in der Lage sind:

„Ich möchte Ihnen gerne eine Geschichte erzählen, die so wahr wie herzzerreißend ist. Als ich die Schule für Tiermedizin abgeschlossen hatte, arbeitete ich in einer Tierarztpraxis für Milchviehbetriebe. Aufgrund meines sanften Umgangs mit den Milchkühen war ich als Tierärztin sehr beliebt.

Eines Tages rief mich ein Kunde wegen eines Mysteriums an: Eine seiner Kühe hatte in der vorangegangenen Nacht ihr fünftes Kalb auf natürlichem Wege auf der Weide zur Welt gebracht. Sie führte das Neugeborene zum Stall, wo es ihr wiederum weggenommen wurde. Sie selbst wurde in die Melkanlage gestellt. Ihr Euter war jedoch leer. Dies blieb auch in den kommenden Tagen so.

Als frische Mutter sollte die Kuh normalerweise täglich über 40 Liter Milch produzieren, aber obwohl sie bei bester Gesundheit war, enthielt ihr Euter nie die großen Milchmengen, die für eine frisch entbundene Kuh typisch gewesen wären. Sie ging jeden Morgen nach dem ersten Melken auf die Weide, kam am Abend zum Melken zurück und durfte für die Nacht wieder auf die Weide. Damals war es Rindern und Kühen noch erlaubt, einen Funken Freude und ein Stück ihrer natürlichen Lebensweise zu erfahren.

So hat man mich also angerufen, um die geheimnisvolle Kuh zweimal während der ersten Woche nach der Geburt zu untersuchen. Ich konnte jedoch keine Lösung für dieses Rätsel finden.

Schlussendlich, elf Tage nach der Geburt, rief mich der Landwirt an. Eines Tages ist er der Kuh nach dem morgendlichen Melken hinaus auf die Weide gefolgt und hat die Lösung entdeckt: Die Kuh hatte Zwillinge geboren.

Eines der Kälber hatte sie zum Landwirt gebracht, das andere hielt sie in den Wäldern am Ende der Weide versteckt. So konnte sie jeden Tag und jede Nacht bei ihrem Kind sein — das erste, das sie endlich selbst säugen durfte. Ihr Kalb genoss die Milch und das Säugen. Obwohl ich den Landwirt anflehte, Kuh und Kalb nicht zu trennen, verlor sie auch dieses Kind — es landete in der Hölle der Kälbermastbuchten.

Denken Sie einen Moment über die komplexen Gedankengänge nach, die diese Mutter gezeigt hat:

Zuallererst hatte sie Erinnerungen an ihre vier vorherigen Verluste. Jedesmal, wenn sie ein Kalb in den Stall brachte, hat sie es nie wieder gesehen (herzzerreißend für jede Säugetiermutter).

Als zweites hat sie sich einen Plan gemacht und durchgeführt: Wenn sie die Kälber zum Landwirt bringt, bedeutet das, dass sie beide verlieren würde. Also sollte sie ihre Kälber lieber verstecken, indem sie diese im Wald liegen lässt, bis sie zurückkehrt. Doch beide zu verstecken, hätte das Misstrauen des Landwirts zur Folge gehabt (schwangere Kuh verlässt am Abend den Stall, nicht schwangere Kuh kommt am nächsten Morgen ohne Nachwuchs zurück). Also gab sie dem Landwirt eines der Kälber und behielt das andere — ich weiß nicht, was ich selbst gemacht hätte.

Ich kann Ihnen auch nicht sagen, warum sie wusste, dass sie es so tun muss — es scheint naheliegender, dass eine verzweifelte Mutter beide verstecken würde.

Alles was ich weiß ist, dass sich viel mehr hinter diesen wunderschönen Kuhaugen abspielt, als wir Menschen ihnen zutrauen. Und ich als Mutter, die alle ihre vier Kinder selbst stillen und versorgen durfte und nicht die Qualen des Verlustes meiner geliebten Kinder ertragen musste, fühle ihren Schmerz.“

Hier auch noch mal die schönsten Momente von Gisela auf Hof Butenland

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