Lebenshof Hunsrück

Lisa ist die jüngste und übermütigste der drei Kühe auf dem Lebenshof Hunsrück. Der Tierlebenshof Hunsrück entstand auf einem Aussiedlerhof, welcher vorher als landwirtschaftlicher Betrieb gedient hatte.

Durch viel Arbeit und grundlegende Umbauten konnte der Hof so gestaltet werden, dass er den verschiedensten Großtieren – ihren Bedürfnissen entsprechend – Platz bietet. Im März 2013 wurde zur Unterstützung der Verein „Tierlebenshof Hunsrück-Mosel e.V.“ gegründet, sodass mit der Hilfe des Vereins den Tieren ein dauerhaftes Zuhause geboten werden kann.

Wie auch bei vielen anderen Höfen, wurde bei der Namensgebung auf den Begriff „Gnadenhof“ verzichtet. Die Bedeutung des Begriffes Gnade geht auf das mittelalterliche Herrschaftssystem, welches auf dem Prinzip der Gnade aufgebaut war, zurück, also eine strikte Hierachie mit der Vorstellung der „gnädigen Autorität“. So ließ ein Herrscher Gnade walten, wenn ein Angeklagter nicht zum Tode verurteilt, sondern begnadigt wurde. Kein Tier hat jedoch ein kurzes Leben in Qual und Ausbeutung rechtmäßig verdient.

Deswegen müssen wir keine Gnade walten lassen, sondern aufzeigen, dass diese Tiere das gleiche moralische Recht wie wir haben, frei zu leben ohne ausgebeutet zu werden. Jedes Tier hat seinen eigenen Charakter, einzigartige Eigenheiten und ein Recht auf ein würdiges Leben, so wie Lisa.

Wie schon bei dem Begriff des Gnadenhofes ist es so, dass Sprache immer bestimmte Normen und Wertigkeiten ausdrückt. Sobald der Begriff benutzt wird, werden diese gefestigt und entsprechende Werte damit verknüpft. Nicht nur bei dem Begriff des Lebenshofes bzw. Tierlebenhofes statt Gnadenhofes besitzt dies ein politisches und moralisches Zeichen.

Auch, dass die in der Gesellschaft sogenannten Nutztiere nicht als Nutztiere sondern gleichermaßen als Tiere bezeichnet werden, ist auf Lebenshöfen ein wichtiger Aspekt. Denn diese Tiere haben genauso einen eigenen Charakter wie jedes Haustier, haben die gleichen Bedürfnisse nach Liebe, Zuneigung, sozialen Kontakten und Freiheit.

Rinderherden haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten und jedes Rind hat so etwas wie eine beste Freundin und Herdenmitglieder, denen sie aus dem Weg geht. Mit ihrer besten Freundin steht sie gerne eng zusammen, grast zusammen und käut zusammen wieder. Sie schlafen in der Nähe des anderen und gönnen sich gegenseitige Fellpflege zur Stärkung dieser sozialen Bindung. Genauso spielen und rangeln sie miteinander.

Lisa ist sehr neugierig und verspielt. Sie hält die kleine Herde gut auf Trab. Sie kam zusammen mit Selma und Maria als kleine Fleckvieh-Kuh-Herde am 15.02.2008 mit einem riesigen Tiertransport auf dem Lebenshof an.

Sie hatten ein gutes Leben bei einem 85-jährigen Mann gehabt mit viel Auslauf, jedoch stürzte er schwer und verstarb kurz drauf. Lange Zeit war unklar, was mit den Rindern passieren sollte und die Erben wollten den einfachsten Weg gehen – die Kühe in den Tod zum Schlachter schicken. Der Tierschutzverein Kreis Aachen e.V. erfuhr davon und konnte die Kühe zum Schlachtpreis freikaufen.

Die Kühe leben nun in einem großen Stall, in dem sie sich frei bewegen können. Im Sommer können sie auf eine 3,5 Hektar große Weide und wenn sie möchten, nachts in den Stall. Der Speiseplan der Kühe besteht artgerecht aus leckerem Weidegras und Heu und im Winter gibt es Heu und leckere Futterrüben.