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Florian ist ein ruhiger und zurückhaltender Ochse, der auf dem Erdlingshof in Bayern lebt. Der Erdlingshof ist seit 2014 das gemeinsame Herzprojekt von Birgit Schulze und Johannes Jung. Wie alle Lebenshöfe hat auch der Erdlingshof seinen Schwerpunkt – neben dem den Umständen entsprechend artgerechten & freien Leben seiner Bewohner – durch seine Arbeit mehr Empathie und Bewusstsein für unsere tierischen Erdenmitbewohner zu schaffen. Aufzuzeigen, dass ein Rind genau die gleichen Bedürfnisse nach Leben und Freiheit hat wie wir oder ein Hund – und es nur durch unsere Wortwahl den Unterschied zwischen Haus- & „Nutz“tier gibt.
Die geretteten Rinder auf dem Erdlingshof stehen symbolisch für alle männlichen Kälber, die den „Überschuss“ der Milchindustrie bilden. Denn damit eine Kuh Milch gibt, muss sie jährlich ein Kalb gebären. Die weiblichen Kälber bleiben meist im Betrieb und bilden somit die nächste Generation Milchkühe. Sie werden dann im Teenageralter von 2 Jahren direkt wieder zwangsbesamt, sodass sie mit 3 Jahren ihr erste Kalb auf die Welt bringen und beginnen Milch zu geben.
Männliche Kälber sind überflüssig und ein Übel, das es vom Bauern in Kauf zu nehmen gilt. Die Züchtung ist zwar so weit, dass sie verhindern kann, dass männliche Kälber auf die Welt kommen, jedoch ist dieses „gesexte“ Sperma wesentlich teurer als normales und die Schwangerschaftsrate der Kühe niedriger.
Daher wird die Geburt männlicher Kälber dann in Kauf genommen und diese im Alter von ca. 2 Wochen für ca. 70 Euro, in schlechten Zeiten auch für nur 50 Euro, schwächliche Kälber sogar für 10-20 Euro, an den Mäster weiterverkauft. Dieser sortiert diese nach Rasse und Gewicht und verkauft sie dann an Mastbetriebe weiter. Dort werden die Kälber möglichst schnell möglichst groß und dick gezüchtet und enden mit 8 Monaten auf der Schlachtbank.
Weil jedoch die Kälber der Fleischrassen wesentlich schneller fett und schlachtreif werden, lohnt es sich kaum, männliche Milchkälber zu mästen. Somit ist es für einen Milchbauern unwirtschaftlich und nicht rentabel, sich entsprechend sorgfältig um die Bullenkälber zu kümmern, ihnen gutes Futter und entsprechende nötige Medikamente zukommen zu lassen.
In Deutschland ist es strafbar, Wirbeltiere ohne vernünftigen Grund zu töten und die Landwirte müssen ihre neugeborenen Rinder melden, jedoch müssen sie Totgeburten nicht angeben. Wenn ein Kalb 30 Minuten nach der Geburt nicht auf den Beinen steht, ist das für das Tier das sichere Todesurteil. Oft werden die männlichen Tiere einfach, noch lebend, direkt auf den Misthaufen geschmissen, in Gruben entsorgt oder nicht medizinisch versorgt, wodurch sie dann krank werden und elendig verrecken.
Florian hatte das Glück, gerettet zu werden und nicht das schreckliche Schicksal der anderen teilen zu müssen. Er kann ein freies und glückliches Leben auf dem Erdlingshof führen.
Unter dem Motto „Wir sind alle Erdlinge (Erdenbewohner) und haben alle das Streben, Freude zu erlangen und zu leben, sowie Schmerzen, Ängste und Leiden zu vermeiden.“ führen Birgit Schulze und Johannes Jung den Erdlingshof. Den Begriff der „Erdlinge“ verstehen sie als Kunstbegriff für alle Wesen auf unserem Planeten.
Unter dem Begriff „Earthlings“ gibt es eine bewegende Dokumentation über den Konsum von tierischen Produkten sowie der Nutzhaltung der Tiere. Kein Film für schwache Nerven, ich selbst habe nur die ersten 5 Minuten geschafft.
Der Hauptschwerpunkt des Erdlingshofes liegt dabei, ein Umdenken bei Menschen zu bewirken und zu einer tierfreundlicheren Lebensweise zu ermutigen. Sie zeigen auf, wie individuell und einzigartig jedes Lebewesen ist und wie jedes seine eigenen Charakterzüge hat.
Auf dem Erdlingshof machen sich die Menschen stark für den Schutz aller Erdlinge. Durch Informationsstände, vegane Essensproben, Veranstaltungen und Flugblätter setzen sie sich für das Interesse zu leben eines jeden Erdlings ein. Ebenso ist es ihnen wichtig, durch Engagement mit friedlichen Demonstrationen und gewaltfreien direkten Aktionen die Aufmerksamkeit auf die Notlage der Tiere zu lenken. Sie fordern die Abschaffung jeglicher Nutzung unserer tierischer Mitbewohner.
Ihr Wunsch ist es, dass diesen Wesen endlich der Respekt entgegengebracht wird, den sie verdienen. Hierbei sind Fairness, Mitgefühl und Achtung die Schlüsselwörter, welche sie den Menschen ans Herz legen und fördern möchten.
Der Mensch nimmt sich immer wieder das Recht heraus, über eine andere Spezies zu verfügen. Ziel ist es, die eigene Spezies nicht als höherwertig zu betrachten. Andere Wesen in unsere Moral einzubeziehen ist notwendig, um Leid zu vermindern.
Denn alle Lebewesen haben die Fähigkeiten zu fühlen, z.B. Freude, Schmerz, Glück und vor allem Angst.
Mehr zum Erdlingshof findet ihr HIER